Muss er mir Unterhalt zahlen?

  • Hallo ihr lieben,


    ich habe ein kleines Problem und hoffe ihr könnt mir vielleicht weiter helfen.
    Also ich bin 18 und habe letzten Sommer meinen Fachhochschulabschluss gemacht. In diesem Rahmen musste noch ein halbjähriges Praktikum absolviert werden um den vollständigen Abschluss zu erlangen. Dieses Praktikum habe ich vor kurzem beendet. Wie man sich vorstellen kann ist das zeitlich wirklich ungünstig, da Ausbildungen meistens erst im Herbst beginnen.
    Der Chef des Betriebs bot mir an das Praktikum zu verlängern, da nicht nur ich von ihnen lernen konnte, sogar teilweise sie von mir. Ich nahm das Angebot an um erstmal nicht untätig zu Hause rumzusitzen.
    Währenddessen hatte ich vor mir einen 400 Job zu suchen, um schonmal ein wenig für meine Ausbildung (die monatlich ca. 300 Euro kostet) zu sparen.


    Soweit zur Situation. Jetzt zu dem Problem.
    Mein Erzeuger weigert sich seit dem ich das Praktikum, was noch zum schulischen Teil gehörte, beendet habe den Unterhalt zu zahlen. Man sehe keinen Zusammenhang zwischen Ausbildung und Praktikum, hieß es im Anwaltsschreiben. Erst wenn die Ausbildung beginnen würde, würde wieder die volle Unterhaltspflicht bestehen.
    Meine Anwältin allerdings sagt, das er zahlen muss. Ebenfalls der Berater beim Jugendamt (der vor meiner volljährigkeit schon meine Interessen vertrat und meinen Erzeuger anschrieb wenn Änderungen bei der Unterhaltszahlung anstanden etc.) sagte das er verpflichtet wäre weiter zu zahlen. Leider scheint das Jugendamt der Ansicht zu sein, dass Jugendliche solche Sachen ab ihrem 18 Lebensjahr selbst klären müssen, deshalb zerbreche ich mir nun hier den Kopf und weiß nicht weiter.
    Sowohl von meiner Anwältin, als auch vom Jugendamt weiß ich, dass ich im Falle das er sich weigern wird zu zahlen Vollstreckungsmaßnahmen einleiten kann. Deshalb wurde ich im letzten Anwaltsschreiben seinerseits aufgefordet bis zum ??.??.09 schriftlich zu bestätigen, dass ich von diesen Maßnahmen absehe. Andernfalls wäre mein Erzeuger gezwungen gerichtliche Schritte gegen mich einzuleiten.


    Die Tatsache das er vor Gericht gehen will, hat mich nicht nur erschreckt sondern auch schrecklich wütend gemacht. Ich will es wohl drauf ankommen lassen. Aber was ist denn nun richtig? Muss er zahlen oder muss er es nicht?


    Ich würde mich über eine Antwort freuen!
    Liebe Grüße

  • Guck doch mal in deinen Unterlagen nach, ob da irgendetwas über das Praktikum steht und wenn nicht, belies dich noch mal irgendwie darüber im Internet. Wenn es zwar nirgends steht, aber dennoch - sozusagen - allgemeinhin so gehändelt wird, ein Praktikum zu absolvieren, wird der Richter dies auch so entscheiden. Gräme dich nicht. Wir haben das hier leider auch vielfach durch. Der Vater meiner Kinder (mein Sohn ist inzwischen Student) hat mehrfach versucht, mich unter Druck zu setzen. Hatte mich, damit er es nicht an den Kindern ausläßt, jahrelang (als ich das noch konnte) auf 100 DM bzw. 50 € / Kind geeinigt. Irgendwann dann brach er einfach so den Kontakt ab, obwohl sie, wie er sagte, zwei ganz tolle liebe Kinder sind, damit er (wörtlich): selbst glücklich werden kann und bekam mit der 3. Frau sein 4. Kind. Seitdem hat er drei Mal Klage eingereicht. Erst gegen mich (als beide noch mdj. waren) und dann - vor Kurzem wieder - gegen seinen inzwischen volljährigen Sohn. Leider fiel er hinten `runter. Der Unterhalt wurde etwas erhöht auf jetzt 72 €. (Er hatte wg. Herabsetzung auf Null geklagt. Und auch seine letzte Klage kürzlich war erfolglos bzw. noch extremer. Er dachte, dass sich durch sein 3. Kind alles zu seinen Gunsten verschiebt, aber dadurch dass er inzwischen geheiratet hatte, errechnete der Richter einen für ihn geringeren Selbstbehalt (wg. Kostenteilung mit Ehefrau und so), so dass der Unterhalt für meine Tochter jetzt bei ca. 110 € läge. Aber ich hab ihn in Ruhe gelassen und hoffe, es war das letzte Mal. Wundere mich immer wieder, dass dafür Geld da ist (Anwalt, Gericht), aber nicht mal ein klitzekleinstes Geschenk für seine Kinder.


    Egal und wie auch immer; Fazit für dich:


    1. Unterschreibe nichts (ich tat es auch nicht), was einen Verzicht bedeutet, das könnte sonst für später weitreichende Folgen haben.
    2. Laß ihn klagen. Das würde ihn vermutlich richtig was kosten - und die Ersparnis dir gegenüber wäre vielleicht sogar hin.
    3. Du würdest Prozesskostenhilfe bekommen, das sind dann wirklich kleine Beträge, die dir keine Sorgen machen müssen.


    Alles Gute. Lirafe

  • Hallo Lirafe.


    Danke erstmal für deine schnelle Antwort. Scheinbar gibt es doch noch mehr Männer die so bekloppt sind wie meiner Erzeuger :D
    Nunja, Spaß bei Seite. Ich werde mich Anfang nächste Woche nochmal mit jemandem vom Jigendamt treffen und dort mal nachfragen, wie die Chancen für mich stehen, wenn er klagen sollte. Auch meine Anwältin werde ich diesbezüglich nochmal fragen, sobald sie aus ihrem Urlaub zurück ist.


    Ja, das verstehe ich auch nicht. Heulen rum und wollen nicht zahlen, aber Anwalt etc. das ist alles kein Problem. Aber wenn er es so wollte. Ich hätte das mit ihm auch privat geklärt (das wär mir lieber als mit 18 schon ne Anwältin zu haben und vor Gericht zu müssen) aber er kam nunmal gleich mit Anwalt...


    Danke nochmal für deinen Rat.
    1. Ich hätte eh nichts unterschrieben! Bzw. hat er mich letzten Sommer einmal ziemlich unter Druck gesetzt. Er wollte sich mit mir treffen und eine Vereinbarung treffen und sich nach Ausbildung etc erkundigen. Dabei setzte er seltsame Briefe auf die ich nicht unterschreiben wollte, allerdings hatte er es dann doch geschafft mich einzuschüchtern. (Dafür muss man wissen das er mir als ich noch recht klein war, so sehr geschlagen hat, das ich einen festen! Zahn verlor)


    Nunja, aber seit dem unterschreibe ich ihm gar nichts mehr! Ich habe ja jetzt meine Anwältin und weiß das ich ohne mit ihr vorher zu sprechen sowas nicht mehr mache.


    2. Ich denke ich werde es auch auf die Klage ankommen lassen müssen. Denn diesen Verzicht werde ich nicht bestätigen und wenn er dann klagen will - bitte, soll ers tun.


    3. Prozesskostenbeihilfe werde ich in diesem Falle auf jeden Fall beantragen. Das ist mit der Anwältin auch schon geklärt, das sie das dann sofot beantragt wenn es soweit kommt.


    Im Übrigen hätte ich noch eine Frage. Vielleicht weißt du ja da auch Rat. Im Internet habe ich da leider noch nicht all zu viel gefunden:
    Ich möchte gern einen 400 Job machen. Allerdings sagte man mir, dass er dann nicht mehr Unterhaltsverpflichtet wäre und der Titel wahrscheinlich sogar weg wäre. Das hieße ich müsste ihn im Herbst wenn meine Aubildung los geht neu erstreiten.
    Ist der Titel wirklich einfach so weg???


    Liebe Grüße

  • Also das Problem ist, dass du - wenn du eigenes Einkommen hast -, nicht mehr unbedingt Unterhalt von ihm bekommst (eher gar nicht). Wenn es sich allerdings nur um einen vorübegehenden Minijob handelt bis zum Beginn der "richtigen" Ausbildung, könnte es sein, dass du "danach" wieder Unterhalt erhälst. Aber in dem Zeitraum deines Jobs sieht es definitiv schlecht aus. Du stehst dann ja sozusagen auf "eigenen" Füßen und fängst anschließend mit der Berechnung und insbesondere Einforderung wieder von vorne an.


    Im Übrigen: Lass` ihn ruhig klagen. Wenn er dich geschlagen hat - und dann noch so, dass du einen Zahn verloren hast, ist er nicht mal mehr den Hauch eines Gedankens wert. Also, wenn ich deine Ma wäre, würde ich dir raten:


    1.
    Du unterschreibst - wie schon gesagt - nichts.
    2.
    Deine Skrupel sind unbegründet, nicht nur wegen der Mißhandlungen, sondern insgesamt. Er hat auch keine, obwohl er die als Verantwortlicher für dich haben und darauf bedacht sein sollte, dir zu helfen, soweit es ihm möglich ist. Denn nach dem Gesetz bist du zwar volljährig, aber du hast doch richtig genommen, gerade erst 17 Sommer gesehen.
    3.
    Suche dir eine Einrichtung (nicht nur Freundinnen oder so), die dir hin- und wieder bei wichtigen existenziellen, aber auch emotionalen Belangen zur Seite steht. Entsprechende Hinweise dazu, was in deiner Umgebung möglich ist, müßtest du beim Jugendamt bzw. Abt- Jugend, Familie, (auch wenn du schon 18 Jahre alt bist) erhalten. Ansonsten frage dich einfach durch. Es ist angenehmer, für jeweilige Fragen nicht jedes Mal jemand anderes neu kontaktieren zu müssen, sondern jemanden, der dann irgendwann deine Lebenssituation kennt, aufsuchen zu können.


    L.G. lirafe

  • Okay! Erneut ein Dankeschön an dich.
    Es ist gut auch Meinungen von Leuten zu hören die mich nicht kennen und nur rein schriftlich
    wissen wie meine Situation ist.
    Meine Mutter sagt übrigens auch das ich es ruhig auf die Klage ankommen lassen soll.
    Das werde ich auch! Auch wenn ich natürlich vorher noch mal meine Chancen abklären will.
    Aber eins weiß ich: So lass ich ihn nie wieder davon kommen. Wir haben ihn jahrelang sein Leben
    in Frieden leben lassen und er machte das unsere zur Hölle.
    Das mit dem Minijob dachte ich mir fast. Allerdings hab ich herzlich wenig Lust im Herbst das ganze aufs neue zu erstreiten :)
    Aber nun gut, das muss man halt nochmal alles neu abwägen und überlegen wie mans nun am besten macht.


    Das meine Skrupel unbegründet sind weiß ich im Endeffekt. Und das ärgert mich selbst teilweise.
    Meine Einstellung war nach der Trennung bzw nach dem was er danach alles verzapft hat nie wirklich die beste. Aber ich gab mir trotzdem stets Mühe freundlich zu sein. Aber nun ... nun ist er zu Weit gegangen und ich werd ihm zeigen das ich auch anders kann.


    Deine Beiträge haben mir ein bisschen Mut gemacht! Mal sehen was nun weiter passiert. Ob er wirklich klagen wird oder nicht ;)


    Liebe Grüße von hier

  • Liebe Jenny90.
    Ich finde dich für dein "Alter" ganz schön taff. Du machst das schon. Versuche nur, insgesamt in deinem Leben zu unterscheiden. Es gibt auch ganz tolle Menschen/Väter, die dann doch unvoreingenommen gesehen werden sollten. Sonst tust du dir nur wieder selbst weh, und das wollen wir doch nicht. Es gibt große und kleine Kinder auf dieser Welt, erklärte ich meinen Kindern zum besseren Verständnis manchmal, wenn die merkten dass die Reaktionen älterer menschlich manchmal so "einfach gestrickt" sind.

  • Ohja, es gibt auch andere Männer/Väter. Das weiß ich.
    Meine Mutter ist seit einiger Zeit wieder verheiratet. Meinen "Stiefvater" kenne ich nun also
    auch schon seit einiger Zeit. Er ist wirklich ein toller Vater.
    Seine Tochter kenne ich auch. Sie ist desöfteren mal hier bei uns zu Besuch.


    Manchmal fand ich sie recht unverschämt und gemein ihrem Vater gegenüber. Deshalb habe ich sie
    mir oft geschnappt (sie ist ein paar Jahre jünger) und habe ihr erzählt wies mir mit meinem Vater geht.
    Und das ich sie um ihren Vater wirklich beneide, denn eine bessere Menschen Seele als diesen, kann man
    fast gar nicht erwischen.


    Was ihn natürlich sehr gerührt hat und sie sogar zu einer Wandlung bewegt hat.
    Was das angeht war ich nie voreingenommen andern Männern gegenüber. Selbst als meine
    Mum nach etwa 8 Jahren ihren ersten neuen Lebensgefährten hatte, bin ich nie mit negativen Gedanken
    daran gegangen. Ganz im Gegenteil :)


    Selbst bei meinem Erzeuger bin ich nachdem wir lange gar keinen Kontakt hatten (den ich auch abgebrochen hatte, wegen nächtlichen Terroranrufen etc) nicht mit negativen Gedanken an das Treffen gegangen.
    "Vielleicht ist er ja doch erwachsen geworden und hat sich geändert" dachte ich mir immer.
    Leider war dem nicht so. Aber das ist nunmal nicht zu ändern und damit kann ich auch ganz
    gut leben. Ich habe ihn 11 - fast 12 Jahre lang nicht gebraucht. Und jetzt brauch ich ihn erst Recht nicht
    mehr ;)

  • Hallo,


    ich stimme liralife in allen Punkten zu und würde dir auch raten eine Beratungsstelle für junge Erwachsene aufzusuchen. Dort kann man dir sicher alle Fragen beantworten und dich während des ganzen Papierkrams unterstützen.


    Zum Beispiel der Sozialdienst Katholischer Frauen!