Wirtschafts-Professor: 132 Euro pro Monat reichen zum Leben

Dr. Friedrich Thießen, Professor der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der TU Chemnitz, und Christian Fischer sorgen derzeit mit ihrem Artikel „Die Höhe der sozialen Mindestsicherung – Eine Neuberechnung bottom up“, der in der Zeitschrift für Wirtschaftspolitik (Ausgabe 2 / 2008) veröffentlicht wurde, für Aufsehen.

Im Ergebnis kommen die Forscher zu dem Schluss, dass „die Leistungen der sozialen Mindestsicherung […] weit oberhalb des physischen Existenzminimums“ lägen. Der Anteil für Freizeit, Unterhaltung und Kommunikation beispielsweise läge zwar deutlich unter dem, was ein durchschnittlicher Bürger in diesem Bereich monatlich ausgebe würde, allerdings seien die gewährten Beträge deutlich über dem, was die Forscher als „kulturelles Existenzminimum“ beschreiben. Hinsichtlich der Anteile für Verpflegung und Bekleidung kommen Thießen und Fischer zu dem Schluss, dass Hartz-IV-Empfänger „keine Notlagenunterstützung“ erhielten, sondern vielmehr einen Lebensstandard finanziert „bekommen, der dem der allgemeinen Bevölkerung im unteren Einkommenssegment gleicht“.

Ebenfalls angeprangert wird jedoch, dass Hartz IV dem Ziel in Würde leben nicht gerecht werde. Dies hinge nämlich weniger von der Höhe der Geldleistungen als vielmehr auch von der Möglichkeit zu arbeiten und sich Anerkennung zu verdienen ab.

Im Ergebnis berechneten die Forscher den zum Leben absolut benötigten Minimalbetrag mit 132 Euro monatlich für einen Erwachsenen, stellen jedoch auch fest, dass in der Studie „daraus keine Konsequenzen abgeleitet“ werden – die Studie gibt also gerade keine Empfehlung zur Senkung der Regelleistung.
Thießen und Fischer kritisieren zudem in teilweise durchaus nachvollziehbarer Weise die Berichterstattung der Medien. Diese seien oftmals einseitig, überzogen und verfälscht formuliert und gäben oftmals das Ergebnis der Forschung nicht korrekt wieder.

Die Gesamte Studie „Die Höhe der sozialen Mindestsicherung – Eine Neuberechnung bottom up“ ließ sich bis vor kurzem im Internet nachlesen. Die Studie auf dem Internetangebot der TU Chemnitz ist allerdings zur Zeit nicht mehr abrufbar.