22,kein Geld, eigene Wohnung, was tun?

  • Hallo an alle,
    ich stelle meine Frage für ein junges Mädchen aus meiner Bekanntschaft, um die ich mir große Sorgen mache. Die Situation ist Folgende:
    Sie ist im Okt2008 ausgezogen, in eine eigene 1 Zimmer-Wohnung, nachdem das Verhältnis zur Mutter total zerrüttet war.Die Wohnung kostet warm 150 €, das konnte sie mit Kindergeld und Bafög (sie machte da noch den Realschulabschluss) bezahlen.
    Das Verhältnis zu ihrer alleinerziehenden Mutter war so schlecht, dass die beiden sich nur noch angeschrieen haben, Auseinandersetzungen wurden sogar körperlich ausgetragen (Ohrfeigen---das ist für mich ein fast unvorstellbarer Gedanke, jede für sich genommen ist still, eher schüchtern und absolut normal).
    Zum Vater besteht seit Jahren kein Kontakt, er ist eine gescheiterte Existenz, weder Einkommen noch ein normales Leben.
    Sie und ihre Mutter verstehen sich seit Jahren nicht, haben alle möglichen Angebote des Jugenadamtes angenommen, eine Therapie gemacht etc pp, alles ist gescheitert und zwischen den beiden sind alle Brücken abgebrochen, Kommunikation existiert nicht mehr.
    Leider hat sie nach dem Auszug erneut die Schule geschmissen, hat somit rückwirkend seit Mai (? glaube ich) keinen Anspruch auf Bafög mehr.
    Seit mindestens November 2008 hat sie also keinerlei Einkommen mehr.
    Die Mutter kann sie nicht unterstützen, diese hat brutto nur um die 900 € und bekommt selbst ergänzend Wohngeld, um ihre 53qm Wohnung halten zu können.
    Die Tochter hat erst vor wenigen Wochen ALG II beantragt, sie geht nicht gerne zu Behörden bzw kümmert sich sehr wenig um ihre Belange, erst die angedrohte Räumungsklage hat sie motiviert.
    Ich habe mit großer Besorgnis gesehen, wie sie immer dünner und dünner geworden ist, aber mehr, als ihr mal 5 €uro und ein bisschen was zu essen zuzustecken, kann ich mir leider auch nicht erlauben.
    Strom wurde auch schon vor Wochen abgestellt etc, zur Tafel will sie nicht gehen, da ihre Hemmungen zu groß sind und sie ja auch keinerlei Bescheide zum Vorlegen hat.
    Jetzt will die Bagis, dass sie zurück zu ihrer Mutter geht, sie selbst wäre lieber obdachlos, wie sie schon angekündigt hat.
    Die Bagis fühlt sich nicht zuständig, da sie ohne Erlaubnis gar nicht hätte ausziehen dürfen.
    Außerdem wurde ihr mitgeteilt, dass zur Einschätzung, ob bei ihr eine Härtefallregelung in Frage kommt, der Sachverhalt von einem Sozialarbeiter als zweiter Meinung noch mal überprüft und eingeschätzt werden müsste--dies könne jedoch nur bei Leuten erfolgen, die schon ALGII beziehen würden, das wäre bei ihr nicht der Fall, daher würde das Gutachten nicht in Arbeit gegeben werden können (nicht, dass das für mich irgendeinen Sinn ergeben würde).
    Schon bei Antragstellung hat sie den Sachbearbeitern ihre Situation geschildert (kaum zu essen, kein Strom), stattdessen wurde sie wiederholt gefragt, ob sie magersüchtig sei, weil sie so ungesund dünn wäre.
    Anscheinend kann sich niemand vorstellen, dass diese junge Frau langsam aber sicher in ihrer Wohung verhungert.Ein Job steht leider auch nicht in Aussicht.
    Ich bin sehr besorgt, vermutlich gehen die Bearbeiter davon aus, dass sie noch irgendwo richtig Geld und Essen bekommt und Freunde hat, aber sie hat keine Sozialkontakte (daher auch vermutlich die wiederholten Abgänge von der Schule), wir sehen uns einmal die Woche und sie bekommt eine warme Mahlzeit, aber mehr geht sie nicht unter Leute.
    Ist es von den Bestimmungen tatsächlich so, dass sie durch alle Maschen fällt und ihr niemand helfen kann?
    Ich sehe sie schon obdachlos auf der Straße sitzen. Aufnehmen kann ich sie leider nicht, da mein Mann das nicht zuließe, außerdem sind unsere Unterbringungsmöglichkeiten beschränkt.
    Inzwischen bin ich völlig ratlos, ich war so beruhigt, dass sie sich endlich mal um ihre Belange kümmert, aber ich hätte nie damit gerechnet, dass es heißt, sie wäre nicht anspruchsberechtigt.


    Über Antworten würde ich mich sehr freuen, da ich mir große Sorgen mache.
    Mit freundlichem Gruß Marie74

  • Hallo Marie74,


    deine Bekannte sollte zur Caritas oder einer ähnlichen Institution gehen, vielleicht begleitest du sie. Wenn sie da ihre Situation schildert, werden die sich ihrer annehmen und solche Sachen wie Gutachten eines Sozialarbeiters veranlassen. Die wissen auch über ihre Rechte Bescheid.


    Ich denke, so wie du das geschildert hast, stehen ihr Wohnung und Leistung zu.


    Alles Gute für deine Bekannte.
    LG, Jalale

  • Hallo jalale,
    vielen Dank für Deine Antwort!
    Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen, werde da morgen gleich anrufen und fragen, ob sie ihr helfen können.
    Das wäre ja toll, denn ich kann mir wirklich nicht vorstellen, wie es sonst für sie weitergehen kann.
    LG, Marie74

  • Hallo, ich wollte ja noch erzählen, wie es weitergegangen ist:
    Also, die Caritas wollte mit Beratung weiterhelfen und hat mit dem zuständigen Sachbearbeiter bei der Bagis telefoniert--gleichzeitig hat sich das Kompetenzzentrum ebenfalls eingeschaltet und mit der Bagis geredet. Dann hieß es, es soll doch ein Sozialarbeiter als Zweitmeinung eingehplt werden, um zu sehen, ob ihr eine Wohnung als Härtefall zusteht. Der hat sich dann wiederum als nicht zuständig erklärt.
    Dann schlug der Sachbearbeiter vor, die Mutter sollte ALGII ergänzend beantragen (wie berichtet, verdient diese eigentlich nicht genug zum normalen Leben, begnügt sich aber mit dem und bekommt nur zusätzlich Wohngeld), dann würde man die Tochter in die Bedarfsgemeinschaft einrechnen (also so tun, als wären sie eine Bedarfsgemeinschaft und als wüsste man nicht, dass die Tochter eine eigene Wohnung hätte) und die Mutter sollte der Tochter das Geld geben.
    Der Vorgesetzte erklärte, das sei Blödsinn, man würde beraten.
    Inzwischeh hat sich eine andere Abteilung eingeschaltet (leider weiß ich den Namen nicht), diejenige Stelle, die dafür zuständig gewesen wäre, ihr bei Räumung eine Obdachlosenunterkunft zu besorgen und zu bezahlen.Der zuständige Herr stellte fest, dass so eine Unterkunft wohl im Monat teurer wäre, als ihr die rückständige Miete inkl Nebenkosten zu geben.
    Das wird ihr jetzt als zinsloses Darlehen gewährt.
    Dann sagte die Bagis, man würdeihren Antrag wohl abweisen wollen.Am nächstne Tag sollte sie dann doch zu einer Psychiaterin, die ihr attestierte, dass ein Zusammenleben völlig unzumutbar für beide Parteien wäre.
    Und just heute, als sie mich besuchte, kam der Anruf, dass sie morgen kommen und sich einen Scheck abholen darf, um erst mal übers Wochenende zu kommen!
    Und dass ihrem Antrag stattgegeben wird.


    Ich bin sooo erleichtert, hab mir solche Sorgen gemacht! Jetzt hoffe ich nur, dass sie sich wirklich um ihre Zukunft kümmert und sich Arbeit/Ausbildung etc sucht oder brav an irgendwelchen Maßnahmen teilnimmt und sich endlich eine Zukunft holt.
    Es ist ja klar, dass das ihre letzte, allerletzte Chance ist!


    Allen anderen wünsche ich, dass es bei ihnen nicht so lange und unübersichtlich abläuft. Es hat ihr wohl keiner wirklich geglaubt, dass sie nur von dem bissl Essen von mir und Wasser lebt. Dabei ist sie so mager geworden, dass es wehtut.

  • Hallo Jalale,
    vielen Dank für Deine guten Wünsche!
    Ich bin auch froh, dass es jetzt erledigt ist--und noch mal vielen Dank für Deinen Tip mit der Caritas!
    Ich habe den Eindruck, dass durch deren Eingreifen die Sache überhaupt ins Rollen kam.
    Die waren wohl auch etwas entsetzt über die Umstände und hatten kein Verständnis für die Bagis.
    LG, Marie74