Hallo,
ich habe diese Diskussion auch verfolgt und bin nicht erstaunt dass die Gemüter verhärtet sind, über die undifferenzierte Betrachtungsweise schon.
Natürlich kennen wir alle die Fälle in denen Rolf sich ein schönes Leben auf Mallorca macht und dafür die Staatskasse bzw. den Steuerzahler melkt.
Jeder kennt irgendjemanden der es wirklich fantastisch findet von ALG2 zu leben und anstatt sich im Fernsehen diverse Gerichtsshows anzuschauen, lieber selbst ein wenig juristische Luft schnuppert und beim Sozialgericht jeden abgefallenen Hemdknopf einklagen will und sich so seine Freizeit vertreibt.
Und nicht zu vergessen die Großfamilien, die ganz genau wussten das sie finanziell nie in der Lage sein würden ihre 10 Kinder selber zu finanzieren, aber weiter fleißig am elften arbeiten, natürlich nur um ihren Beitrag zur Bekämpfung der Kinderlosigkeit in Deutschland.
Leider sind es genau diese Leute, die in diversen Talkrunden über den Genuss ihrer
unbegrenzten Freizeit plaudern und dem Steuerzahler den Stinkefinger zeigen.
Dies hat nachhaltig ein negatives Bild des ALG2 Empfängers in den Köpfen der steuerzahlenden Arbeitnehmer geprägt.
Selten sieht man Fälle in denen diese Attribute widerlegt werden bzw. ein persönliches Schicksal für den Steuerzahler nachvollziehbar aufgezeigt wird.
Ich rede hier von unverschuldeter Kündigung, Krankheit, Trennung mit kleinen Kindern etc....punktum alle Schicksalschläge die jeden ungewollt in diese Situation bringen können.
Den Fakt ist, die meisten Menschen die auf ALG2 angewiesen sind, finde dies in keinem Maße erstrebens oder lebenswert.
Ganz im Gegenteil, Schamgefühle und sinkendes Selbstwertgefühl dominieren hier und mindern die Lebensqualität nicht nur in Bezug auf die finanziellen Möglichkeiten.
Nicht jeder der arbeiten will, findet auch Arbeit!
Dies ist ein Trugschluss der sich jedem der sich den deutschen Arbeitsmarkt genauer anschaut, ganz von alleine erschließen sollte.
Viele Arbeitswillige sind aufgrund des Alters, der Berufsgruppe, familiärer Hintergründe, Krankheit etc. uninteressant für den deutschen Arbeitsmarkt und damit so gut wie nicht vermittelbar.
Ein Bäcker kann nun mal nicht plötzlich Computer programmieren (so gerne es auch täte) oder eine Sekretären Straßen pflastern.
Für die meisten Leute ist eine Umschulung aufgrund des Alters über eine Finanzierung der Arge nicht möglich.
Die Maßnahmenunterbringung von Hausfrauen oder Handwerkern in z. Bsp.
2wöchige teuer bezahlte PC Grundkurse, eine Vertuschung der allgemeinen Ratlosigkeit.
Die allgemeine Auffassung, dass ALG2 Empfänger auch schlecht bezahlte bzw. Stellen für die sie überqualifiziert sind anzunehmen haben, teile ich bis zu einem gewissen Grad wenn die Bezahlung in einem angemessenem und nicht ausbeuterischem Bereich liegt.
Doch auch diese Stellen sind begrenzt!
Wir haben es noch mit einem wirtschaftlichem und keinem moralischem Problem zu tun, nur liegt in der mangelnden Lösung die Problematik sich eine neue Generation heranzuziehen, die eine Versorgung durch den Staat als Normalität ansehen bzw. aufgrund der finanziellen Möglichkeiten der Eltern keine Chance auf Bildung hatten.
Das ALG2 ist knapp bemessen, keine Frage.
Es ist quasi unmöglich mit diesen Beträgen auf längere Sicht auszukommen, da immer wieder Anschaffungen, Nachzahlungen etc. gemacht werden müssen, die vom Regelsatz einfach nicht zu begleichen sind.
Gerade für die Menschen die aufgrund ihres Alters keine Chance auf Vermittlung mehr haben ist diese Zukunftsprognose mehr als bitter.
Hier ist immer wieder die Rede vom bösen Staat, der den großen Unternehmen das Geld in den Rachen wirft.
Natürlich ist hier Nachbesserungsbedarf, aber auch die Notwendigkeit Anreize und Möglichkeiten für einen wirtschaftlichen Wachstum zu schaffen.
Fehlen diese Impulse, wird die Abwanderung ins steuergünstigere Ausland nicht mehr verhindert werden können.
Dies hätte natürlich noch Arbeitslose zur Folge bzw. schadet der gesamten deutschen Wirtschaft.
Ich möchte auch darauf hinweisen, dass ein Betrieb ob groß oder klein immer wirtschaftlich und Profit orientiert denkt und keine kommunistische Institution ist.
Natürlich sollten eine vernünftige Entlohnung und Anreize für die Beschäftigten in jedem Betrieb moralischen Grundsätzen unterliegen.
Doch sollte klar sein, das auch hohe Gewinnspannen nicht selbstverständlich und in gerechten Anteilen auf jeden Mitarbeiter umgelegt werden können.
In einem Kleinbetrieb in dem Meister A in den letzten 2 Jahren gute Umsätze und ein dickes Plus auf dem Konto verzeichnen konnte, würde niemand erwarten das auch automatisch die Gehälter der Mitarbeiter an den Gewinn angeglichen werden müssen.
Ich habe ganz klar zum Ausdruck gebracht, das auch ich der Meinung bin das die ALG2 Sätze für den täglichen Bedarf nicht ausreichen können.
Doch zum Bsp. die Forderung der Linken, kann ich so nicht unterstützen.
Es werden Beträge in den Raum geworfen, die ich (fast) jedem ALG2 Empfänger gönnen würde, doch wurde kein Wort über die tatsächliche Machbarkeit dieses Anliegens verloren.
Es ist schlichtweg unmöglich!
Es ist für manche schwer zu begreifen, aber auch die Mittel aus der Staatskasse sind begrenzt und nicht nur das Sozialsystem muss finanziert werden.
Das System Hartz 4 ist ganz klar gescheitert und eine Umstrukturierung unumgänglich!
Doch das eigentliche Problem ist und bleibt der deutsche Arbeitsmarkt und dieser kann nur auf politischer Ebene stabilisiert und subventioniert werden.