ARGE will Miete kürzen - es gibt aber nicht kleineres/billigeres

  • Hallo und guten Tag!


    Ich beziehe jetzt schon seit Okober 2006 Alg II, habe aber erst heute dieses Forum hier entdeckt. Ich habe schon viel Interessantes hier gelesen, aber auf meine aktuell brennendste Frage noch keine richtig befriedigende Antwort gefunden. Ich hoffe, dass mir vielleicht jemand hier weiterhelfen kann.


    Die Vorgeschichte:
    Ich war nach Abitur und Studium seit Februar 2001 Beamte auf Wiederruf im Vorbereitungsdienst. Während dieser Zeit erlitt ich im Okt. 2002 einen (Wege-)Unfall und war lange Zeit krank geschrieben. Mit Ablauf September 200 bin ich dann dienstunfähig entlassen worden (die Unfallfolgen sind chronisch geworden, da man erst nach über drei Jahren eine richtige Diagnose stellen konnte) und bekomme seitdem das Alg II. :(


    Es geht jetzt um meine Mietwohnung.


    Meine Wohnung ist 58m² groß und kostet kalt 272,66 ?. Dazu kommen folgende Nebenkosten/Heizkosten in Höhe von insgesamt 136,37 ? (alles pauschal, ich bekomme keine Nebenkostenabrechnung): Zentralheizung: 87,50 ?, Warmwasser (nur im Bad, in der Küche habe ich einen Boiler): 9,66 ?, Nebenkosten: 39,18 ?.
    Bisher hat die ARGE mir die Kaltmiete komplett, sowie die 39,18 ? für die Nebenkosten und eine Heizkostenpauschale von 60,75 ? bezahlt.
    Es gab bisher in keinem der Bescheide einen Hinweis von Seiten der ARGE, dass meine Wohnung zu groß sei.


    Jetzt habe ich den Folgeantrag gestellt und wurde gestern morgen zur Arge bestellt. Die sagen nun, ich müsse meine Wohnkosten reduzieren, sie würden jetzt nur noch den für eine Person angemessenen Betrag von 202 ? bezahlen. Das würde ich aber auch noch schriftlich bekommen.


    Das Problem ist aber, dass es bei uns im Ort keine kleineren und gleichzeitig billigeren Wohnungen gibt. Ich habe während der letzten 6 Monate immer schonmal die Mietangebote durchgelesen, da ich sowas schon fast befürchtet hatte. Die Wohnungen, die kleiner sind als meine (die kleinste, die es in der Zeit gab war 50m²) kosten mindestens genau so viel, gleich große Wohnungen sind deutlich teurer. Und Wohnungsbaugesellschaften oder sowas gibt es bei uns hier auch nicht.


    Gestern habe ich nochmal in der Anzeigenzeitung vom vergangenen Mitwoch (kommt immer Mi. und Sa.) nachgesehen. In unserer gesamten Gemeinde gibt es insgesamt 7 Wohnungen zu vermieten, in meinem Ortsteil lediglich 1. Eine Wohnung in einem anderen Ortsteil hat zwar nur 45 m² kostet aber in der Kaltmiete 297? + NK + Kaution, ist also nochmal 20? in der KM teurer als meine und das, obwohl sie 13 m² kleiner ist. Außerdem hat dieser Ortsteil keine direkte Bahnanbindung, auf die ich aber aufgrund meiner gesundheitlichen Einschränkungen angewiesen bin. Diese Wohnung steht auch schon seit über einem halben Jahr in der Zeitung. Ich denke, dass das eigentlich kein gutes Zeichen ist.
    Alle anderen Wohnungen im Gemeindegebiet sind zwischen 74 und und 117 m². Was kleineres gibt es hier nicht. Das ist halt das Problem, wenn man auf dem Dorf wohnt.


    Ich habe mir auch mal die Anzeigen aus den Nachbargemeinden und -Städten angesehen. Dort fand ich z.B. folgende Mietangebote:
    2 Zi. KDB, 50m² KM 290 ? zzgl. NK+Kaution,
    38 m² 1 ZDB KM 265 ? + NK
    58 m² (also gleich groß wie meine) 360 ? (warm) + 50 ? NK - also insgesamt etwas teurer als meine Wohnung.
    58 m², 335 ? KM + NK + Heizkosten
    59 m², 355 ? + NK
    50 m², 320 ? KM
    48 m², 245,42 ? KM


    Daran sieht man schon, dass da eigentlich nichts billigeres zu bekommen ist. In dem einen Ort sind ja selbst die KM der kleinen Wohnungen teurer als 202 ?! Auch in der Zeitung von heute standen keine entsprechenden Anzigen drin. Alles nur Wohnungen, die deutlich teurer sind als meine.
    Wir wohnen zwar auf dem platten Land (Niederrhein) aber halt am Rande des Ruhrgebiets mit direkter BAB-Anbindung, von daher ist hier schon eine recht bevorzugte Wohnlage.


    Es ist aber auch so, dass meine Wohnung im Vergleich mit der ortsüblichen Miete schon recht niedrig ist. Ich habe das mal mit dem Mietspiegel verglichen, demnach darf meine Wohnung pro m² 4,20 - 4,80 ? kosten. Meine Klatmiete liegt bei Ich habe einen m²-Preis von 4,69 ? und liege damit ja auch im Rahmen.


    Ich habe meinem Sachbearbeiter nun auch gesagt, dass es keine günstigeren Wohnungen gebe, der meinte aber, dass sie dann trotzdem nur den gekürzten Betrag bezahlen würden, ich dann die 70 ? selber bezahlen müsste.


    Ist das richtig so? Ich meine, ich hätte mal irgendwo gelesen, dass die Arge auch die höheren Mietkosten bezahlen muss, wenn es keine kleineren und günstigeren Wohnungen gibt. Stimmt das?


    Und kann die Arge mich verpflichten, in einen anderen Ort zu ziehen? Der SB deutete an, dass ich ja nicht nur bei uns im Ort nach Wohnungen suchen müsse. Und könnten die mich verpflichten, im äußersten Fall wieder bei meinen Eltern einzuziehen (ich bin30)?


    Ein Problem sind auch meine chronischen gesundheitlichen Einschränkungen. Mein behandelnder Arzt, der die ganze Geschichte kennt, ist hier am Ort. Wenn ich jetzt in einen anderen Ort ziehen müsste, dann hätte ich keinen Arzt in der Nähe, der meine Geschichte kennt, und wenn es mir schlecht geht, könnte ich dann auch nicht zu meinem Arzt hier fahren, da ich dann kein Auto fahren kann.


    Ein weiteres Problem ist, dass wenn ich die 70 ? selber bezahlen müsste, weil ich keine günstigere Wohnung bekomme, kaum noch Geld zum Leben hätte. Wenn von meinen 345 ? erstmal alle weiteren Kosten (Strom, Versicherungen, Telefon etc.) abgegangen sind, bleiben mir nur noch ca. 185 ? über. Davon gehen dann nochmal 76 ?/Monat für regelmäßige Fahrten zur Krankengymnastik ab. Diese Kosten werden nicht von der Unfallkasse übernommen. Der Unfallgegner weigert sich noch, überhaupt irgendwelche Leistungen zu zahlen, das Verfahren vor dem Landgericht läuft noch. Das bedeutet, dass mir nur gut 100 ? im Monat zum leben übrig bleiben . Wenn ich davon noch die 70 ? Differenzmiete bezahlen müsste, dann hätte ich zum Leben für jeden Tag gerade mal 1 ?!! Allerdings muss ich auch ca. 100 ? monatlich für Medikamente bezahlen, die ich oft erst nach 6-8 Wochen erstattet bekomme.


    Ich habe zwar einen kleinen Job, bei dem ich einige Stunden in der Woche arbeiten gehen kann, davon erhalte ich im Monat +/- 150 ?, allerdings gehen davon dann auch noch die entsprechenden Fahrtkosten ab.
    Im Zweifel könnte ich damit den Differenzbetrag ja noch bezahlen, aber knapp wird das alles trotzdem dann... Aber eine andere Chance habe ich dann ja wohl nicht. Was würde ich denn dann machen, wenn ich den Job nicht hätte? Unter eine Brücke ziehen?


    Hat jemand von euch einen Rat / Tipp für mich?
    Kann ich - wenn ich keine kleinere, billigere Wohnung finde - auf irgendwelche Gesetzte beziehen, dass die Arge auch die höhere Miete zahlen muss?
    Was habe ich sonst vielleicht für Chancen?


    Entschuldigt bitte, dass das jetzt so lang geworden ist.


    Ich danke euch schon jetzt für eure Hilfe.


    Gruß
    Alexandra

  • Hallo zusammen!


    Ich habe jetzt noch eine Zusatzfrage:
    Ich habe in einem anderen Forum gelesen, dass man mit einem GdB (Grad der Behinderung) Anspruch auf eine etwas größere Wohnung hat. Stimmt das? Und wie würde dann die Wohnungsgröße berechnet?


    Ich habe einen GdB von 30. Vielleicht würde mir das ja weiterhelfen.


    Gruß
    Alexandra

  • Hallo Alexandra,


    grundsätzlich stehen wohl zwei Wege offen, die einen Umzug / Senkung der Mietkosten verhindern könnten:


    1. wenn der Wohnungsmarkt am Ort keine günstigeren Wohnungen hergibt, kann es sein, dass die vollen Kosten weiter zu tragen sind.
    2. wenn ein Umzug unzumutbar ist.


    Im oben beschriebenen Fall sind jedoch eine Menge Gesichtspunkte zu berücksichtigen, die sich hier nur schwer klären und bewerten lassen, insb. die Zumutbarkeit eines Umzugs, bzw. die rechtliche Bewertung der Auswirkungen Deiner Erkrankungen.


    Du solltest der ARGE nocheinmal deutlich machen, dass es erstens faktisch keinen anderen Wohnraum gibt (ruhig evtl. auch anhand des örtlichen Wohnungsmarkts aus der Zeitung über mehrere Wochen) und das Dir erhebliche Nachteile in Bezug auf Deine Gesundheit (wie oben geschrieben) dadurch entstehen würden.
    Sollte dennoch ein Bescheid ergehen, der Dich zur Senkung der Mietkosten auffordert, bietet es sich ggf. an auf Grund der Komplexitätder Sachlage Beratungshilfe und professionelle Rechtberatung in Anspruch zu nehmen, sprich zum Rechtsanwalt zu gehen.


    Gruß


    Philipp