Was macht ein Alltagsbetreuer?

In Zeiten der Digitalisierung sind einige Berufe aufgrund der maschinellen Übernahme akut gefährdet. Ein Berufszweig könnte jedoch profitieren. So ließ Philosoph Richard David Precht, angesprochen auf die bevorstehende Digitalisierung, vor einiger Zeit verlauten, dass gerade soziale Berufe massiv an Bedeutung gewinnen könnten. Somit wären Pflegeberufe und soziale Betreuungen letztlich die Profiteure der industriellen Revolution 2.0.

Nach Beginn der Pandemie im Jahr 2020 wurden hinsichtlich der Pflegeberufe einige gravierende Mängel aufgedeckt. So ist unter anderem der Fachkräftemangel ein akutes Problem in der Pflege. Kein Wunder, denn Pflegeberufe verlangen ein großes Maß an Feingefühl und auch Erfahrung im Umgang mit Menschen. Zudem müssen Pfleger sich ausgiebig Zeit für die Bedürfnisse der zu pflegenden oder zu betreuenden Personen nehmen. Zeit, die bei einem akuten Mangel an Personal schlichtweg nicht vorhanden ist. Damit für die seelische sowie soziale Betreuung die nötige Zeit abgerufen werden kann, benötigt Deutschland weiterhin händeringend ausgebildetes Pflegepersonal.

Alltagsbetreuer werden händeringend gesucht

Der Fachkräftemangel, der bereits vor der Pandemie existent war, macht es den Pflegern beim sowieso schon eng getakteten Zeitplan enorm schwierig, sich um die Patienten zu kümmern. Eines der Hauptberufszweige der Pflege, die massiv darunter leiden, ist der Alltagsbetreuer. Der Alltagsbetreuer ist für die Betreuung von pflegebedürftigen Menschen in Pflegeeinrichtungen zuständig. Doch was macht ein Alltagsbetreuer und was für Anforderungen sind an diesen Berufszweig geknüpft? Um den Weg als Alltagsbetreuer, oder auch Betreuungsassistent, einzuschlagen, müssen bestimmte Qualifizierungsmaßnahmen absolviert und erfolgreich bestanden werden. Diese Weiterbildung ist zudem für jeden möglich. Sollte man aktuell arbeitslos sein und von Hartz 4 leben, ist eine Weiterbildung in der Pflege potentiell interessant. Auch als Quereinsteiger bieten sich hierbei gewisse Möglichkeiten in den Beruf einzutauchen. Die Agentur für Arbeit stellt in diesen Fällen Bildungsgutscheine aus, die zu 100 Prozent vom Amt getragen werden.

Qualifizierung zum Alltagsbetreuer

Der Beruf eines Alltagsbetreuers erfordert eine qualifizierte Fortbildung. So umfasst diese Qualifizierung mindestens 160 Stunden theoretischen Unterricht sowie mehrere praktische Abschnitte wie ein Praktikum von 2 Wochen und eine Hospitation von 40 Stunden. Eine derartige Weiterbildung zur vollwertigen Betreuungskraft ist somit eine anspruchsvolle Qualifizierung, die jedoch aufgrund des akuten Notstandes lohnenswert ist. Zudem steigt man als Alltagsbetreuer in einen systemrelevanten Job ein, die immer wichtiger für unsere Gesellschaft wird. Laut Philosoph Richard David Precht, sind es gerade diese Berufe, die in absehbarer Zukunft immer mehr an Bedeutung gewinnen. Dies könnte sich zum Glück auch finanziell auf den gesamten Berufszweig auswirken. Es könnte sich somit lohnen bereits jetzt frühzeitig in den Job einzusteigen.

Zu betreuender Personenkreis

In Deutschland haben Menschen mit einer geistigen, psychischen oder körperlichen Beeinträchtigung Anspruch auf Unterstützung durch einen Alltagsbegleiter. Ziel ist es, die Selbstständigkeit der Betroffenen zu fördern und ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Sie sollen durch gezielte Aktivierung und Betreuung ihre vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten ausbauen, wiedergewinnen oder so lange wie möglich erhalten.

Zum Kreis der zu betreuenden Personen gehören daher:

Kinder mit erhöhtem Unterstützungs- und Förderbedarf

Jugendliche mit Lernbehinderungen

Jugendliche mit psychischen Problemen

Erwachsene mit psychischen Problemen

Erwachsene mit bestimmten Krankheitsbildern (Demenz, Sucht)

Nur wenige Menschen haben das Glück, in ihrem Beruf so viel Abwechslung zu finden, wie Alltagsbegleiter. Die Aufgaben sind so vielseitig und jeder kann seine Talente einbringen.

Konkrete Aufgaben des Alltagsbetreuers

Der Alltagsbegleiter kann sowohl eine Art Haushaltshilfe sein, die jedoch weitaus mehr leistet als nur das Putzen oder Einkaufen zu erledigen. Dazu gehört es, die Personen zu motivieren, anzuleiten und ihnen bei der Bewältigung ihrer alltäglichen Aufgaben zu helfen. Das beginnt beim Aufhängen der Wäsche und endet bei der Ausrichtung eines Festes.

Ebenso kann der Alltagsbegleiter eine Art Bürokraft sein.  Dies kommt zum Tragen, wenn Behördengänge zu machen, finanzielle Dinge zu regeln oder Anträge zu stellen sind. Auch bei der Freizeitgestaltung kann der Begleiter helfen – gemeinsame Ausflüge in die Natur oder ins Kino sind möglich. Für Senioren ist es oft wichtig, das Grab eines Angehörigen zu besuchen, dann organisiert der Alltagsbegleiter und geht bei Bedarf mit. Wer immer im Chor gesungen hat, wird dazu animiert, dies weiter zu tun und wer ein Haustier hält, erhält die Unterstützung, die nötig ist, um das Tier artgerecht zu halten und ordentlich zu versorgen.

Besonders für Menschen, die unter Demenz leiden oder nach traumatischen Erlebnissen psychisch nicht in der Lage sind, ihr Leben zu meistern, spielt die Biografiearbeit eine große Rolle. Hier werden Gespräche geführt, aber auch gemeinsam Fotos angeschaut und die Zusammenarbeit mit Angehörigen ist hier sehr hilfreich. Demente erkennen Menschen irgendwann nicht mehr und es ist gut, auf Fotos die Namen zu notieren, damit im fortgeschrittenen Stadium bekannt ist, wer auf den Fotos gezeigt wird.

Arbeitsort und Arbeitszeiten

Selbst die Frage nach dem Arbeitsort hat nur eine Antwort: überall! Nämlich überall dort, wo Menschen leben, die in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind. Das können Kinder, Erwachsene und Senioren sein, die zuhause, in Wohngruppen, Heimen leben und Kitas, Schulen oder geschützte Werkstätten besuchen.

Bei den Arbeitszeiten ist ebenfalls alles möglich. Zum Teil richtet sich das nach dem Arbeitgeber. In Heimen gibt es feste Schichten. Leider ist es immer noch nicht die Regel, dass BewohnerInnen auch spät abends oder am Wochenende betreut werden. Gemeinsames Fernsehen und Gespräche über das Gesehene, wären viel sinnvoller, als die Betroffenen direkt nach dem Essen ins Zimmer und Bett zu bringen und vom TV berieseln zu lassen. Erste Pflegeheime sehen den Bedarf und richten entsprechende Arbeitszeiten für Alltagsbetreuer ein. Die Regel ist dies aber nicht.

Grob zusammengefasst kann gesagt werden, dass Alltagsbetreuer wochentags zwischen ca. 7 und 20 Uhr arbeiten. Es ist aber auch möglich, wenn eine Stelle in einem Privathaushalt angetreten wird, dass man quasi rund um die Uhr da ist und mit einem Betreuten zusammen lebt. Dabei gibt es freie Zeiten, die abgesprochen werden und natürlich Urlaub.

Fazit

Als Alltagsbegleiter ist man erster Ansprechpartner für alle Bedürfnisse des täglichen Lebens. Man hilft bei der Körperpflege, beim Anziehen und Ausziehen, beim Essen und Trinken sowie bei der Toilettenbenutzung. Je nachdem in welcher Einrichtung man arbeitet, übernimmt man auch Aufgaben wie das Herrichten des Bettes oder das Reinigen des Zimmers. In Pflegeheimen ist es außerdem üblich, dass die Alltagsbegleiter regelmäßig Spaziergänge mit den Heimbewohnern machen oder mit ihnen Freizeitaktivitäten wie Basteln oder Singen durchführen. Kochen und backen gehören ebenso zu den Aktivierungen die auf dem Plan stehen, wie Gesellschaftsspiele, Vorlesen, Sport oder der gemeinsame Besuch von Kulturveranstaltungen, Gottesdiensten oder Dorffesten.

Alltagsbegleiter sollen dafür sorgen, dass ihre Klienten am Leben teilhaben können, wie Menschen, die selbstbestimmt leben. Die Zahl der psychisch Erkrankten nimmt in Deutschland zu und die größte Herausforderung für Alltagsbegleiter besteht oft darin, Interesse bei den zu Aktivierenden zu wecken und sie dazu zu motivieren, überhaupt aufzustehen, sich anzuziehen und zu essen. Keine leichte Aufgabe, aber eine sehr bereichernde, vor allem wenn sich Erfolge zeigen.